Ausflug zur Geschichte der Entdeckung von Artemisia Annua in der jüngsten Vergangenheit
Bereits bei unseren Eltern gab es Fencheltee bei Bauchschmerzen, Salbeitee bei Husten oder Baldriantee bei Schlafstörungen. Die Verwendung von Pflanzen hat eine lange Tradition, früher wurden in Klostern eigene Kräutergärten kultiviert, auch sogenannte Kräuterhexen sind uns bekannt. Nach diesem Prinzip wurde bei den Kräuterkundigen der afrikanischen Völker auch verfahren: Gegen Fieber und Malaria gab es Tee aus Artemisia Annua. Das brachte um 1970 herum Wissenschaftler auf die Idee, die Blätter des einjährigen Beifuß näher zu untersuchen. In einer bis dahin beispiellosen Partnerschaft zwischen chinesischen Forschern und der Firma Novartis wurde in etwa 30 Jahren Forschungsarbeit an Medikamenten gegen Malaria gearbeitet, geforscht, studiert, probiert und entwickelt, die wir heute kennen. Die sogenannte ACT: Kombinationstherapie auf Artemisinin-Basis (artemisinin-based combination therapy) ist heute die Heilungsmethode gegen Malaria, die Tausende von Menschen vor dem Tod bewahrt. Da Artemisia Annua Extrakte aufgrund des geringen Artemisinin Anteils in einer Pflanze (unter 1%) sehr teuer sind, schaltete sich die Weltgesundheitsorganisation WHO ein, um das Artemisinin basierte Malaria-Medikament ohne Gewinn an die armen, stark von Malaria betroffenen Ländern liefern zu können. Endgültige Bekanntheit erlangte Artemisia Annua durch die Verleihung des Medizin-Nobelpreises im Jahre 2015 an Youyou Tu für die Entdeckung der Heilkraft von Artemisinin. Die Wissenschaftlerin forschte im Auftrag der chinesischen Regierung bereits seit den 1960er Jahren an der Entdeckung von pflanzlichen Wirkstoffen zur Bekämpfung der Blut-Parasiten, die Krankheiten wie Malaria auslösen. In diesem Zusammenhang wurden auch die Derivate Artemether und Artesunat entdeckt, die zur Zeit noch in wissenschaftlichen Studien untersucht werden.