Haustiere

Biosiegel für Futterergänzung für Haustiere?

Bio-Siegel ja oder nein? Warum unsere Produkte das Bio-Siegel nicht tragen dürfen, aber trotzdem unbelastet von bedenklichen Stoffen sind.

Leider bekommen wir manchmal schlechte Bewertungen von Kunden oder der Konkurrenz, weil unsere Produkte weder das deutsche Bio-Siegel noch das EU Bio-Siegel tragen. Sobald man sich einmal mit einer Bio-Zertifizierung beschäftigt bzw. selbst den Zertifizierungs - Prozeß auf Händlerseite durchgemacht hat, sieht man die Bio-Zertifizierung mit anderen Augen.

BIO oder nicht?

Die Bio-Zertifizierung oder Öko-Kontrolle von Handelsunternehmen

Da wir unsere Produkte von einem (biozertifizierten) Lohnhersteller nach unserer Rezeptur herstellen lassen, gelten wir seitens der Öko-Kontrollverfahren als Handelsunternehmen. In einer vorherigen Anstellung war ich für eben diesen Öko-Kontroll-Prozess zur Erlangung und jährlichen Verlängerung des Biosiegels als Online-Händler zuständig.

Vor der Beschäftigung mit dieser Prüfung bzw. Zertifizierung dachte ich, dass man als Inhaber eines Bio-Siegels bestimmt Proben abgeben müsste bzw. der Prüfer Zugang zu den verschiedenen Produkten erhalten müsse, um Proben zu nehmen. Dass man bestimmt mit Labor-Befunden nachweisen muss, ob die eingesetzten Produkte tatsächlich frei von Verunreinigungen sind. Dass man mit Sicherheit überprüfen muss, dass jederzeit alle Grenzwerte für Öko-Ware eingehalten werden müssen.

Labor Bio Produkt Hand Katze

Das ist alles nicht der Fall!

Selbst wenn man das Bio-Siegel besitzt, werden nur die Unterlagen geprüft, ob:

    • der Lieferant (also in unserem Fall Hersteller) biozertifiziert ist

    • auf den Rechnungen des Lieferanten das Bio-Siegel korrekt verwendet wird

    • die eingekauften Mengen mit den verkauften Mengen und dem aktuell vorhandenen Lagerbestand übereinstimmen

    • das Bio-Siegel an der richtigen Stelle und in der richtigen Größe auf dem Etikett angebracht ist

    • es keine Verwechslungsgefahr mit konventionellen Produkten im Lager gibt

    • alle Zulieferer und weitere Vertriebswege ebenfalls eine Bio-Zertifizierung besitzen.

Analyse bio Bestandteile Futter Futtermittel

Die Belastung oder Verunreinigung eines Rohstoffs wird nach der Herstellung nicht mehr geprüft

Für den Rohstoff, also die Qualität in den Kapseln oder die Kapseln selbst interessiert sich wirklich niemand, außer natürlich der Kunde und wir selbst. Tatsächlich ist es auch so, dass Rohstoffe, die aus biokontrolliertem Anbau stammen, nach dem Anbau versehentlich verunreinigt werden können und trotzdem dann noch verwendet werden und das Biosiegel tragen dürfen. Es zählt NUR der bio-kontrollierte Anbau.

Und genau dieses biokontrollierte, über das ich von Anfang an gestolpert bin (wieso kontrolliert? Natürlich baut man kontrolliert Rohstoffe an, Chaos-Anbau macht ja schon die Ernte extrem schwierig) sagt aus, worum es geht: Es geht nicht um die Qualität und nicht um die Belastung und Verunreinigung des Essens oder Futters, es geht um Kontrolle und Plausibilität. Wenn es um Qualität und den Nachweis guter reiner Ware ginge, wäre ja eine sinnvoller Baustein einer Bio-Kontrolle, jedes Lebensmittel vor der Abgabe an den Verbraucher tatsächlich auf Schadstoffe zu untersuchen und nur das freizugeben, was wirklich unbelastet ist. Das passiert aber eben nicht, es wird lediglich geprüft, ob Mengen plausibel sind und Vorschriften zur Verwendung und Lieferketten eingehalten werden.

So ein Prüftermin der Bio-Zertifizierung passiert allerdings nur einmal im Jahr und natürlich auch nicht überraschend sondern in einem Termin, der Wochen oder Monate vorher abgestimmt wird, damit bei der Prüfung auch alles schnell und glatt läuft.

Öko-Kontrolle der Rohstoffe

Die Aussage, dass sich niemand für die Qualität in den Kapseln oder die Kapseln selbst interessiert, ist natürlich so nicht ganz richtig, da die als kbA bezeichneten Rohstoffe natürlich aus einem kontrollierten biologischen Anbau stammen sollten. Und dieser Anbau sollte idealerweise tatsächlich ökologisch sein. Aber reicht es denn, diesen Öko-Anbau nach ökologischen Vorschriften zu machen oder müssen die Früchte des Ackerbaus auch Grenzwerte erfüllen?

Die ökologischen Vorschriften des deutschen Bio-Siegels und EU Öko Siegels schreiben vor:

    • dass auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel verzichtet wird,

    • dass eine festgelegte Zahl an Tieren pro m² nicht überschritten wird,

    • dass eine artgerechte Tierhaltung vorliegt,

    • dass das Futter aus biologischem Anbau stammt,

    • dass Antibiotika nur zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden,

    • dass keine Gentechnik eingesetzt wird,

    • dass in verarbeiteten Lebensmitteln nur max. 56 Bio-Zusatzstoffe enthalten sind,

    • dass nur 95% des Bio-Produktes aus ökologischem Anbau stammen müssen, 5% dürfen aus anderem Anbau stammen.

In dieser Auflistung findet man das Wort Grenzwert oder ein entsprechendes Wort nicht. Natürlich muss man aber nachweisen, dass man auf chemische Mittel verzichtet. Wenn sich im angebauten Rohstoff Rückstände von chemischen Mitteln befinden, kann man davon ausgehen, dass entweder nicht darauf verzichtet wurde oder sich Belastungen im Boden befinden. Dies ist Gegenstand einer Öko-Kontrolle beim Produzenten – glaube und hoffe ich.

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Was ist für Produkte von Vitalpfoten relevant in Bezug auf Bio-Vorschriften?

Da wir keine tierischen Produkte in unseren Futterergänzungsmitteln haben, ist für uns nur relevant, dass die verwendeten Rohstoffe nicht mit chemischen Düngemitteln und chemischen Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Dies kann man durch die obligatorische Laboruntersuchung eingesetzter Rohstoffe zuverlässiger untersuchen als sich auf die Zusage von Rohstoffhändlern verlassen, dass die Ware bio ist. Denn in der Vergangenheit haben einige Skandale dafür gesorgt, dass dem oft nicht so ist.

Unsere Nahrungsergänzungsmittel enthalten GAR KEINE Zusatzstoffe und bei der Zahl 56 (erlaubte Bio-Zusatzstoffe) wird uns ganz schwindelig und Angst und Bange um Ihr Haustier für den Fall, dass so viele Zusatzstoffe tatsächlich in einem vermeintlichen Bioprodukt für Hunde oder Katzen sein könnten. Tatsächlich ist es so, dass es nur 56 Zusatzstoffe gibt, die für Bio-Lebensmittel zugelassen sind. Wir hoffen doch sehr, dass kein Hersteller auf die Idee kommt, so viele Zusatzstoffe in Haustier-Produkten zu verwenden, egal ob aus konventioneller oder ökologischer Landwirtschaft. Immerhin dürfen ja sowieso 5% Inhalt des Produktes aus nicht ökologischer Produktion stammen:

95% des Bio-Produktes müssen aus biologischem Anbau sein. Das heißt, man kann 95% biozertifizierten Inhalt im Produkt haben und 5% „Schrott, egal welcher Quelle“ und es wäre immer noch biozertifiziert. Aber man muss die 5% natürlich trotzdem deklarieren... Das können zum Beispiel auch Zusatzstoffe sein, die es aus ökologischer Produktion gar nicht gibt.

Grenzwerte in Produkten mit deutschem Bio-Siegel oder EU-Bio-Siegel

Weiter oben hatten wir schon von Grenzwerten gesprochen.
Was gibt es überhaupt für spezielle strenge Bio-Grenzwerte bei dem deutschen und EU Bio-Siegel?
KEINE!

Wie sich bereits aus der obigen Auflistung der Vorschriften zur Erlangung des Bio-Siegels ergibt, dürfen lediglich keine chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmittel verwendet werden und es dürfen nur Zusatzstoffe mit Bio-Zulassung verwendet werden.

Es gibt bei den beiden Siegeln keine Grenzwerte und aufwändige Laboruntersuchungen, auch wenn wir das alle gerne so hätten. Im Übrigen sind Grenzwerte auch bei tierischen Produkten immer auf Menschen ausgelegt, Gedanken dazu haben wir uns bereits in einem Blog Beitrag über Nahrungsergänzungsmittel gemacht.

Alternativen zum deutschen und europäischen Bio-Siegel

Wegen der fehlenden Grenzwerte und der 5% Regelung werden beide Bio-Siegel auch gerne als „Mindeststandard“, „trügerisch“ oder „besser als nichts“ bezeichnet.

Es gibt aber Bio-Siegel, die aussagekräftiger sind als die einfachen Biosiegel. Das sind z.B. Demeter, Bioland, Biopark oder Naturland. Demeter ist ein international anerkanntes Biosiegel für Produkte aus biodynamischer Landwirtschaft, es gilt als eines der strengsten Ökosiegel weltweit. Bioland ist der größte deutsche bereits 1971 gegründete Anbauverband für ökologische Landwirtschaft. Der Verband setzt strenge ökologische Standards für den Anbau von Lebensmitteln und achtet besonders auf nachhaltige, umweltfreundliche und tiergerechte Landwirtschaft. Biopark e.V. ist ein 1991 in Mecklenburg-Vorpommern gegründeter deutscher Verband für ökologische Landwirtschaft. Biopark achtet insbesondere auf Regionalität und Biodiversität. Naturland ist ein europäisches Bio-Siegel, das etwas strenger ist als das EU Bio Siegel. Naturland Produkte sind bei großen Handelsunternehmen wie DM oder REWE zu finden.

GMP Good manufactoring pratice

Nicht BIO, aber dennoch sicher durch Prüfung ALLER Rohstoffe mit GMP

Der eine oder andere mag denken, dass Produkte aus konventioneller Landwirtschaft, also nicht bio Produkte keiner Kontrolle unterliegen. Theoretisch ist das so, da es ja nicht eine große Lebensmittel-Prüfbehörde gibt, die regelmäßig alle auf dem Markt befindlichen Nahrungs- und Futtermittel überprüft. Aber in der Praxis sieht es anders aus: Seriöse deutsche und europäische Hersteller lassen sich nach GMP und ggf. auch HACCP zertifizieren.

GMP: Good Manufacturing Practice = Gute Herstellungspraxis

Hierfür gibt es Leitlinien, denen die Hersteller sich unterwerfen. Für jeden Bereich in dem Produzenten Erzeugnisse herstellen, gelten bestimmte Vorgaben an Qualitätsmanagement und -standards. Teil dieser Standards im Nahrungsergänzungs- und Futtermittelbereich sind zum Beispiel die Untersuchung der Rohstoffe im Labor auf Schwermetalle, mikrobiologische Gifte (Bakterien und Schimmelpilze) oder gentechnische Veränderungen. Liegen die Ergebnisses der im Labor untersuchten Ausgangserzeugnisse über den als sicher eingestuften Werten, wird dieses Erzeugnis als „nicht verkehrsfähig“ (das hat nichts mit Autofahren zu tun sondern bedeutet „nicht rechtmäßig verkaufbar“) eingestuft und nicht verwendet.

Die Verwendung von belasteten Rohstoffen ist bei GMP ausgeschlossen

Gerade bei Rohstoffen aus China werden häufig die Grenzwerte von Blei, Cadmium und Quecksilber, aber vermehrt auch gesundheitlich bedenkliche Polyamide (Mikroplastik) und PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) überschritten.

Unsere Hersteller sind selbstverständlich alle nach GMP zertifiziert. Ausländische Hersteller von Futterergänzungsmitteln sind in der Regel nicht zertifiziert, gerade chinesische, aber auch englische Produkte würden wir auf gar keinen Fall unseren Tieren verabreichen. Sowieso würden wir bevor wir Nahrungs- oder Futterergänzungsmittel kaufen und zu uns nehmen, immer auf der Herstellerhomepage nachsehen, wo er ansässig ist und ob die Seite seriös ist.

Unseriös sind Seiten, die kein Impressum haben, einen Sitz in irgendeinem abgelegenen Land haben oder auch unglaublich hohe Preisempfehlungen und darauf riesengroße Rabatte anbieten. Auch von Produkten, deren Inhaltsstoffe überhaupt nicht oder nur teilweise auf der Homepage ersichtlich sind, sollte man Abstand nehmen. Merkwürdig ist es ebenfalls,wenn alle möglichen Produkte von dem „Hersteller“ angeboten werden und auch Futterergänzung. Googeln Sie doch einmal petsy labs oder lamína care, falls es diese noch gibt, wenn Sie diesen Blog lesen.

HACCP: Hazard Analysis Critical Control Points = Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte

Dieses Konzept zur Lebensmittelsicherheit und Schutz der Verbraucher ergänzt zusätzlich die GMP. Es besteht aus gezieltem Hygienemanagement sowie ständiger Analyse zur Identifizierung von Gefahren in der Lebensmittelkontrolle.

Kurkuma Kapseln Hund Katze

Hohe Ansprüche an die Rohstoffe und zusätzliches Bio-Siegel?

Nun könnte man aus Marketinggründen sagen, dass man – obwohl man all diese Schwachstellen kennt – trotzdem eine Bio-Zertifizierung anstrebt. Das läuft in Deutschland so, dass man sich an ein privates Prüfinstitut wendet, das bekannteste Institut ist der TÜV, bekannt aus der Überwachung der Autos. Weitere Prüfinstitute sind Ecocert, Controlunion, ABCert usw., es gibt einige dieser Institute in Deutschland, bei denen man diese private Prüfung und die Bio-Siegel einkaufen kann. Überwacht werden diese auch Öko-Kontrollstellen genannten Prüfinstitute von der zuständigen Landesbehörde für Bio-Siegel.

Lohnt sich die Bio-Zertifizierung für kleine Unternehmen?

Diese Zertifizierung und Überwachung gibt es natürlich nicht kostenlos. Eine Bio-Zertifizierung kostet jedes Jahr um 1.000 Euro, die an die Prüfstelle gezahlt wird. Hinzu kommt der personelle Aufwand für die Vorbereitung. Da man dies nicht als Minijob machen kann, würden wir hier einen qualifizierten Berater für etwa 1-2 Wochen pro Jahr buchen müssen. Der Preis liegt günstig geschätzt bei ca. 10.000 Euro pro Jahr. Alternativ können wir dies auch selbst machen und für ein paar Wochen auf Kundenservice, Produkt-Beratung und reibungslosen Versand verzichten. Egal was wir tun, wir verschlechtern das Einkaufserlebnis für Sie – unsere Kunden – entweder durch massive Preiserhöhungen oder schlechteren Service.

Und deshalb sind wir nicht biozertifiziert, aber trotzdem gut, wenn nicht sogar besser!

Daher haben wir uns entschlossen, von der Bio-Zertifizierung Abstand zu nehmen. Das bedeutet nicht, dass wir schlechte oder verunreinigte Produkte akzeptieren. Es gibt aber wesentlich sicherere und besserere Methoden, gute Produkte anbieten zu können:

    • Wir prüfen zusammen mit unseren Herstellern den Rohstoff
    • Wir haben nur Hersteller, die mindestens nach GMP zertifiziert sind
    • Nach der Fertigstellung jeder Charge wird das fertige Produkt noch einmal im Labor überprüft

So können wir mit gutem Gewissen unsere Produkte anbieten und sind uns sicher, dass diese zuverlässig mindestens gleiche Qualität haben als Bio-Produkte. Tatsächlich denken wir, dass unsere Produkte besser sind, da bei uns die Rohstoffe vor der Verarbeitung geprüft werden und wir uns nicht auf irgendein Siegel verlassen.

Vielen Dank, dass Sie bis hierher gelesen haben. Ihre Ulrike Buttgereit